Was ist Gin?

Wacholderbeeren, Koriander und unzählige weitere Zutaten von Anis bis Zimt geben ihm sein einzigartiges Aroma: Gin ist ein alter Klassiker, der immer wieder neu entdeckt wird. 

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Gin wird bereits seit Jahrhunderten getrunken. In den letzten Jahren hat sich die Spirituose zu einem wahren Mode-Drink entwickelt und Gin-Liebhaber*innen setzen sich intensiv mit dem Getränk auseinander. Wacholderbeeren, Koriander und unzählige weitere Zutaten von Anis bis Zimt geben Gin sein einzigartiges Aroma. Er ist ein alter Klassiker, der immer wieder neu entdeckt wird.

Wo kommt Gin ursprünglich her?

Wie viele andere Spirituosen wurde auch Gin zunächst als Medizin angepriesen. Bereits aus dem siebzehnten Jahrhundert gibt es Vermerke über den niederländischen Arzt Franciscus Sylvius, der für seine Patienten Wacholderschnaps als Hilfsmittel gegen Magenbeschwerden brannte. Das Getränk war damals als „Genever" bekannt. Von den Niederlanden aus wurde Genever von englischen Soldaten, die Holland im Holländisch-Spanischen Krieg unterstützen, in ihr Heimatland gebracht. In England wurde der Name des Getränks bald zu „Gin" abgekürzt. Auch der englische König Wilhelm III., der ursprünglich aus den Niederlanden stammte, schwor auf die Wacholder-Spirituose.

Er legte fest, dass die Briten Gin steuerfrei herstellen konnten, importierte Spiritosen aus Frankreich belegte er mit hohen Steuerbeträgen. So begann der britische Siegeszug von Gin, bei dem Probleme jedoch nicht ausblieben: Zu dieser Zeit war noch nicht festgelegt, wie genau Gin hergestellt wird. So wurden viele, teilweise sehr hochprozentige Brände als Gin verkauft – und zwar zum günstigen Preis, was das Getränk in den unteren Gesellschaftsschichten sehr beliebt machte. Diese Menschen tranken die Spirituose, um ihre täglichen Leiden zu vergessen. Die damit verbundenen sozialen und gesellschaftlichen Probleme brachten Gin den Spitznamen „Mother's Ruin” ein. Der Konsum des Getränks stieg so stark an, dass die Regierung die Gin-Krise ausrief. Die Reaktion auf diese Krise war der Gin Act, durch den die Herstellung von Gin reguliert wurde. Dadurch verbesserte sich zudem die Qualität des Drinks, was ihn auch in den oberen Schichten beliebt machte. Gin begann so, sich zu einem Mode-Getränk zu entwickeln.

Aus was besteht Gin?

Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Rezeptur und die Herstellungsweise von Gin immer wieder verfeinert. Doch was ist in Gin drin? Gin besteht aus mindestens zwei Zutaten, nämlich aus Neutralalkohol aus Getreide (Korn) oder Wodka und aus den für diese Spirituose typischen Wacholderbeeren. Außerdem wird Gin häufig mit weiteren Früchten oder Gewürzen verfeinert. Diese zusätzlichen Zutaten werden „Botanicals” genannt und helfen dabei, den Geschmack von Gin immer wieder neu zu erfinden.


Klassische Botanicals für die Gin-Herstellung:

  • Wurzeln wie Angelikawurzel, Iriswurzel, Ingwer, Süßholz
  • Kräuter wie Koriander, Fenchel, Lavendel, Rosmarin
  • Gewürze wie Zimt, Kümmel, Kardamom, Muskat, Lorbeeren, Piment
  • Zesten von Zitrusfrüchten wie Zitrone, Orange, Limone, Grapefruit
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Wie läuft die Gin-Herstellung ab?

Zunächst einmal möchten wir diese Frage klären: Ist Gin Schnaps? Genau genommen ist Gin kein Schnaps, sondern eine Spirituose mit einem Mindestalkoholgehalt von 37,5 Vol %. Er darf keine Zusätze von Zucker oder Zuckerwasser enthalten. Die Herstellung von Gin läuft in der Regel in vier Schritten ab. Zu leichten Abweichungen kommt es, abhängig davon, welche Gin-Art produziert wird.

  1. Mazeration & Perkolation: Bei der Mazeration wird ein neutraler Alkohol wie Korn oder Wodka mit Wacholderbeeren und weiteren Botanicals aromatisiert. Dafür werden die Zutaten in den Alkohol eingelegt und verbleiben dort mindestens 36 Stunden. Die Aromatisierung kann sich aber auch über mehrere Wochen hinziehen. Eventuell kann das Gemisch erhitzt werden, sodass sich die Aromen schneller im Alkohol lösen. Bei einigen Gin-Sorten erfolgt die Aromatisierung der Spirituose auch erst bei der Destillation. Dieser Prozess wird dann Perkolation genannt. Dafür werden die Botanicals in eine Kugel oder einen Sieb gegeben – den sogenannten Gin-Kopf. Dieser wird währen der Destillation über dem Alkohol angebracht. Beim Destillieren steigt Alkoholdampf auf, der in den Kopf steigt. Die Aromen der Botanicals lösen sich und gelangen in das Destillat. Gin-Sorten, die auf diese Weise hergestellt werden, haben einen sanften Geschmack mit weniger intensiven Aromen.
  2. Destillation: Bei der Destillation wird das Gemisch aus Alkohol und Aromastoffen in Brennblasen erhitzt, um Wasser und Alkohol voneinander zu trennen. Durch das Erhitzen steigen die aromatisierten Alkoholdämpfe nach oben in die Brennblase, von wo aus sie in eine gekühlte Spirale gleitet werden. Der Dampf kondensiert und wird flüssig, sodass ein hochprozentiger, aromatisierter Gin mit ungefähr 96 Vol % entsteht.
  3. Lagerung: Nach der Destillation wird Gin in der Regel in Glasballons oder Stahlbehältern gelagert. Die Länge und die Art der Lagerung hängt davon ab, welche Gin-Sorte hergestellt wird.
  4. Abfüllung: Um das Gin-Destillat von 96 Vol % auf Trinkstärke herabzusetzen, wird er mit Wasser verdünnt. So kann der Alkoholgehalt des fertigen Produkts eingestellt werden - es sind jedoch mindestens 37,5 Vol %. Danach wird der Gin in Flaschen abgefüllt und ist verkaufsbereit.

Welche Gin-Sorten gibt es?

Gin ist nicht gleich Gin! Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedenen Gin-Arten, deren Herstellung leicht variiert. Am verbreitetsten sind die folgenden Sorten:

Destillierter Gin

Als destilliert wird Gin bezeichnet, bei dem die verschiedenen Botanicals zur Aromatisierung des Endprodukts bereits vor der Destillation hinzugefügt worden sind.

Dry Gin

Da Gin auf der Basis von Neutralalkohol wie Korn hergestellt wird, enthält er immer eine kleine Menge Zucker. Dieser Zucker entsteht beim Gärprozess. Wird nun zusätzlich Hefe hinzugefügt, erfolgt eine Fermentation, bei der der Zucker in Alkohol verwandelt wird – in der Regel verbleibt jedoch eine kleine Restzuckermenge im Neutralalkohol. Hier gerät die Gin-Sorte Dry Gin ins Rampenlicht: Dry Gin darf nicht mehr als 0,1 g Zucker pro Liter enthalten. Somit ist London Gin immer ein Dry Gin.

London Gin

London Gin oder London Dry Gin gehört zu den verbreitetsten Gin-Sorten. Die Bezeichnung sagt jedoch nicht aus, dass der Drink aus London kommen muss. Es handelt sich um einen destillierten Gin, der

  • mindestens 37,5 Vol % Alkohol enthält.
  • auf Alkohol landwirtschaftlichen Ursprungs basiert.
  • ausschließlich durch die hinzugefügten Botanicals aromatisiert wird.
  • keine zugesetzten Farbstoffe oder Zucker enthalten darf.

Die gängigsten London-Gin-Arten sind zum Beispiel Tanueray, Bombay Sapphire oder Gordon's.

Weitere Gin-Sorten

Neben diesen unterschiedlichen Arten von Gin gibt es weitere, inoffizielle Bezeichnungen, um die Spirituose in unterschiedliche Klassen einzuteilen. Dazu gehören unter anderem die Destillate unterschiedlicher Hersteller, die außerdem mit neuen Herstellungsprozessen experimentieren. Einige gängige Sorten sind zum Beispiel Saffron Gin, der mit Saffron aromatisiert wird und eine leicht gelbliche Farbe hat. Old Tom Gin ist eine leicht gesüßte Gin-Art. Sloe Gin ist ein Likör auf Schlehenbasis, der jedoch nicht zwingend aus Gin besteht. Im deutschen Raum ist er deshalb eher als Schlehenlikör bekannt.

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Wie wird Gin richtig gelagert?

Damit Gin so lange wie möglich seine typischen Aromen beibehält, gibt es bei der Lagerung einiges zu beachten: Ungeöffnet ist Gin – wie die meisten hochprozentigen Alkoholarten – beinahe unendlich haltbar. Beim Öffnen kommt das Getränk mit Sauerstoff in Kontakt, woraufhin Gin oxidiert und an Aroma verlieren kann. Damit dies so langsam wie möglich geschieht, sollte die Gin-Flasche nach Gebrauch so schnell wie möglich wiederverschlossen werden. Außerdem ist es wichtig, Gin so kühl wie möglich und vor der Sonne geschützt zu lagern. Am besten eignet sich dafür der Kühlschrank oder ein Kellerraum mit einer Temperatur von etwa 10 °C. Übrigens: Auch wenn es in Ihrem Keller recht kalt wird, müssen Sie sich in der Regel keine Sorgen machen, dass Ihr Gin gefriert. Durch den Alkoholgehalt hat die Spirituose einen sehr niedrigen Gefrierpunkt von –25 °C.

Wie wird Gin getrunken?

Gin ist schon seit Jahrhunderten ein beliebtes Getränk. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich immer wieder neue Arten entwickelt haben, um Gin zu genießen und das Meiste aus seinem Aroma herauszuholen.

Gin pur trinken

Für Kenner ist ein hochwertiger Gin ein wahres Feuerwerk an unterschiedlichen Aromen und Geschmacksnuancen. Daher ist es absolut empfehlenswert, diese Tropfen pur zu genießen. Je kälter der Gin ist, umso schwieriger wird es, die unterschiedlichen Geschmacksnoten zu riechen und zu schmecken. Deshalb empfiehlt sich eine Trinktemperatur zwischen 15 und 20 °C. Wenn es Ihnen um das reine Gin-Erlebnis geht, sollten Sie darum auch auf Eiswürfel verzichten, die das Getränk nicht nur abkühlen, sondern auch verwässern. Zum Trinken von purem Gin eignen sich ballonförmige Gläser wie zum Beispiel Grappagläser, in denen die Spirituose atmen und ihre Aromen entfalten kann.

Womit wird Gin gemixt?

Für Experimentierfreudige ist Gin außerdem die perfekte Grundlage für eine Vielzahl an unterschiedlichen Longdrinks und Cocktails. Der Klassiker darunter ist der erfrischende Gin Tonic oder G & T. Dazu wird der Gin ganz einfach mit Tonic Water gemischt – meist im Verhältnis 1:4 oder 1:1 - je nachdem, wie sehr der Gin-Geschmack in den Vordergrund gestellt werden soll. Dazu kommt eine Garnitur, die das Getränk neben dem Deko-Effekt zusätzlich aromatisiert. Besonders beliebt ist eine Zitronenspalte oder Gurkenscheibe.


Weitere klassische Gin-Cocktails:

  • Gin Fizz
  • Gimlet
  • Aviation
  • Bee's Knees
  • Dry Martini
  • Gin Sour
  • Negroni
  • Tom Collins

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Gin ohne Alkohol – gibt es das?

Gin konnte im Lauf der Zeit eine große Schar an Anhänger:innen für sich begeistern. Doch nicht alle Menschen, die die Vielfalt von Gin lieben, möchten Alkohol trinken. Deshalb gibt es auf dem Markt auch eine Auswahl an alkoholfreien Gins. Bei der Herstellung der alkoholfreien Alternative werden die Botanicals statt in Neutralalkohol in Wasser eingelegt und nach der Mazeration destilliert. Daraus entsteht eine alkoholfreie Infusion, die Sie nach Lust und Laune probieren und mit anderen Getränken oder Zutaten mixen können.

Kann man Gin selbst herstellen?

Da es sich bei Gin um eine Mischung aus Neutralalkohol und verschiedenen aromatischen Zusatzstoffen handelt, scheint die Herstellung der Spirituose auf den ersten Blick sehr einfach zu sein. Das Problem: Zu Hause kann der Gin nicht fachgerecht gebrannt und destilliert werden. Die einzige Möglichkeit im Privathaushalt ist, den Neutralalkohol mit Botanicals zu versetzen. Diese reinen Gemische werden als Compound Gin oder Bathtub Gin bezeichnet. Letztere Bezeichnung, zu Deutsch „Badewannen-Gin”, stammt noch aus der Zeit der amerikanischen Alkoholprohibition von 1922 bis 1933. Damals wurden Badewannen genutzt, um zu Hause den verbotenen Gin selbst herzustellen. Heute wie damals haben Sie die Möglichkeit, so Ihren Gin selbst zu aromatisieren. Dies erfordert jedoch einiges an Können, Zeit und Geduld und kann häufig schief gehen, weshalb es in jedem Fall einfacher ist, auf fachmännische Destillationen aus dem Getränkemarkt zurückzugreifen.

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